Sonntag, Februar 13, 2011

Bibliotheksverbot

Ich halte eigentlich nichts davon, Menschen den Zugang zu einer Bibliothek zu verwehren. Aber am Freitag musste ich dann doch - das 1. Mal - einer Person Bibliotheksverbot erteilen:
 Angefangen hat alles vor beinahe zwei Wochen, als ein Mann mit Rucksack einfach rein in die BIB gelaufen ist. Mein Kollege hat ihn höflich und nett darauf hingewiesen, dass bei uns Garderobenpflicht herrscht, woraufhin dieser immer lauter geworden ist und sich über das Rucksackverbot beschwert hat. Immerhin ist dieser ja so voll, da kann man ja eh nichts mehr stehlen und drinnen verstecken. Ich hab mich dann in die Diskussion eingemischt - ebenfalls etwas lauter und den Mann darauf hingewiesen, dass er auch gerne wieder gehen kann. Er hat sich mehr oder weniger beruhigt, die Sachen im Spind verwahrt und sich rauf gesetzt - um fünf Minuten später lautstark zu telefonieren. Unnötig, zu erzählen, dass auch Telefonierverbot herrscht, in der BIB ... Der Kollege hat ihn gebeten dies zu unterlassen, da es ja nicht erlaubt ist. Damit war auch Ruhe.Vorerst. Er ist nämlich erst nach merhmaliger Aufforderung um zehn nach  neun gegangen. Die BIB schließt um 21 Uhr. Die weiteren Tage sind ziemlich ruhig verlaufen. Bis vergangenen Mittwoch. Da hat es eines der Abendmädls erwischt, die das Kerlchen eh auch schon kannte. Der Gute hat ziemlich wüst vor sich hingeschimpft und keine Ruhe gegeben. Deshalb ist die Kollegin rauf und hat ihn gebeten leise zu sein. Das ging ein paar Mal hin und her - nicht ohne Beschimpfungen seinerseits - bis er dann gottseidank gegangen ist. Das wir uns öfters beschimpfen lassen müssen ist nichts neues, aber dass die Kollegin dann doch auch etwas Angst hatte, hat mich wiederum beunruhigt. Das kann nämlich wirklich nicht sein.
Deshalb haben wir ihn am Freitag abgewartet. Leider ist er gleich rauf auf die Lesegalerie wo er sich niedergelassen hat. Als ich dann wieder Selbstgespräche gehört hab, bin ich rauf und hab gefragt ob alles in Ordnung ist. Die barsche Antwort folgte sogleich: "Darf man nicht mal mehr reden?" "Nein, nicht in der Bibliothek, vor allem nicht wenn es bis runter hallt!", meine eindeutig charmantere Antwort, als die, die ich eigentlich auf den Lippen hatte. Ich wollte seinen Studentenausweis sehen um herauszufinden ob er zu uns gehört oder dem anderen Unternehmen, welches bei uns im Haus die Vormachstellung hat. Den wollte er mir nicht zeigen (weil er gar keinen hat), aber seinen Namen konnte ich ihm entlocken. Er ist immer lauter geworden, woraufhin ich ihn bat die BIB zu verlassen. Das hat er nicht. Somit haben wir uns die Portiere zur Hilfe geholt - zuerst einen, dann zwei. Nach weiteren ca. 15 Minuten hatten sie ihn soweit, dass er endlich geht - allerdings hatte er da bereits von mir das Bibliotheksverbot erhalten. Jedoch wollte er sich zuerst noch beschweren gehen - beim Beschwerdemanagement. Er ist dem einem Portier - der ihm bereits Hausverbot erteilt hatte - entwischt und rauf in den 2. Stock. Der Kollege hatte inzwischen die Polizeit geholt, jedoch haben diese unseren Störenfried um wenige Minuten verpasst. Leider. Das Beste kommt aber noch. Dieser doch sehr auffälige Bibliotheksbenutzer ist bereits bekannt beim Beschwerdemanagement. Doch er ist ja eigentlich eh friedlich, und in der Hand haben wir gegen ihn auch nichts, deshalb haben sie das Hausverbot aufgehoben und ihm erlaubt, sich im ganzen Haus aufzuhalten. Ist ja nicht so tragisch das Ganze. Dem Portier ist dabei natürlich auch leicht der Kragen geplatzt. Aber wenigstens ist das SEIN Unternehmen und nicht das meinige. Das Bibliotheksverbot ist noch immer aufrecht. Und die Kollegen von der Polizei meinten, wenn er wieder auftaucht, sollen wir sie sogleich holen. Jihaaa. Wenigstens waren die anderen Nutzer dann ganze brave Lämmchen.
Ich habe morgen jedenfalls das Vergnügen das Ganze meinem Chef zu erzählen. Er steht in dieser Angelenheit zwar sicher hinter mir, aber leider gibt ihm das einen sehr guten Grund, dass von ihm gewünschte und von mir geächtete Drehkreuz in der BIB einzubauen...
 
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